Universitätsklinikum Aachen

 

Für kleinere Krankenhäuser ist es oftmals eine Herausforderung, täglich rund um die Uhr auch für Spezialgebiete den Facharzt-Standard sicherzustellen. Hier setzt die Telemedizin an: Über Televisiten und Telekonsile können – mit dem Einverständnis der Patienten – externe Experten hinzugezogen werden. Die Elektronische FallAkte ermöglicht ihnen einen unmittelbaren Zugriff auf sämtliche fallrelevanten Patientendaten. Wie sich dieses Szenario auf die Versorgungsrealität von Intensivpatienten auswirkt, untersuchte bis zum Sommer 2015 das am Universitätsklinikum Aachen initiierte Modellprojekt „Telematik in der Intensivmedizin“ (TIM), das vom Ministerium für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter Nordrhein-Westfalen (MGEPA) im Rahmen des Ziel-2-Programms gefördert wurde. Die gesetzlichen Krankenkassen haben die weitere Finanzierung bis 2017 bereits zugesagt.

Intensivmediziner Dr. Robert Deisz am Universitätsklinikum Aachen bei der Televisite: Via EFA und Videoschaltung ist er am Krankenbett eines Patienten in einem anderen Krankenhaus präsent. Die wissenschaftliche Mitarbeiterin Minou Sijen protokolliert für die Studie alle Details.
Fotos (2): Heiko Barg (Universitätsklinikum Aachen)

Im Rahmen des Modellprojektes wurden die Intensivstationen zweier regionaler Krankenhäuser mit einem Expertenteam am Universitätsklinikum Aachen vernetzt: „Gemeinsam mit den behandelnden Ärzten vor Ort untersucht, wie eine tägliche Televisite mit Spezialisten der Universitätsklinik sich auf Diagnose, Therapie und Verlauf schwerer Infektionen auswirkt“, berichtet Prof. Dr. Gernot Marx, Direktor der Klinik für Operative Intensivmedizin und Intermediate Care am Universitätsklinikum Aachen. Oberarzt Dr. Robert Deisz ergänzt: „Im Rahmen des Modellprojekts haben wir nahezu jeden Intensivpatienten in den beteiligten Häusern gesehen. Per Video konnten wir uns ein Bild von dessen Verfassung machen. Zusammen mit einem Datensatz wichtigster Laborparameter kann ein erfahrener Intensivmediziner sehr früh erkennen, wann sich eine Sepsis abzeichnet.“ Bei den betroffenen Patienten wurden sofort eine weiterführende Diagnostik und eine spezielle Therapie eingeleitet. Im Rahmen des Modellprojektes betreuten die Spezialisten des Universitätsklinikums mehr als 1100 Patienten in über 4300 Tele-Visiten gemeinsam mit den Kollegen vor Ort. „Wir konnten zeigen, dass durch die teleintensivmedizinische Kooperation die frühzeitige Sepsis-Erkennung möglich ist. Im Verlauf des Projekts wurden wesentlich mehr Patienten entsprechend der Leitlinien betreut“, so Prof. Marx. „Komplikationen und schwere Verläufe konnten so minimiert werden.“

Das Projekt steht beispielhaft dafür, wie EFA-basierte Netze medizinisches Expertenwissen in die Fläche bringen und so die Qualität der Versorgung verbessern helfen. Perspektivisch soll das Modell in die Regelversorgung überführt werden. Im nächsten Schritt ist eine Ausweitung des Teleintensivmedizin-Netzwerks auf fünf Kliniken geplant. Erste Krankenkassen haben die Finanzierung bereits zugesagt.

Weitere Informationen:

Universitätsklinikum Aachen

Beitrag im Ärzteblatt

Stand: Juni 2015

Kontakt:
Univ.-Prof. Dr. med. Gernot Marx, FRCA
am Universitätsklinikum Aachen,
Klinik für Operative Intensivmedizin und Intermediate Care
Pauwelsstr. 3052074 Aachen
Tel.: 0241 80-80444
Fax: 0241 80-3380444

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