
Städtisches Klinikum Dortmund gGmbH:
Fallakte verbessert ambulante Anschlussbehandlung
Als die Mutter mit ihrem Sohn in die Praxis kommt, hat ihr Kinderarzt das Antibiotika-Rezept schon ausgestellt: Der Kleine war einige Tage wegen einer Lungenentzündung im Klinikum. Jetzt ist das Schlimmste überstanden, aber die Therapie muss noch zu Ende geführt werden. Das geht auch zu Hause, die Klinik kann jedoch Medikamente nur für einen Tag mitgeben. Darum der kurzfristige Termin beim Kinderarzt. Unterstützung erhalten Klinik und niedergelassene Pädiater neuerdings per Elektronischer FallAkte. Auf diesem Weg ist der Entlassbrief der stationären Patienten des Städtischen Klinikums Dortmund bereits in der weiterbehandelnden Praxis, bevor der Patient dort eintrifft.
Seit einigen Monaten läuft das EFA-Netzwerk, das die Kinderklinik unter Leitung von Prof. Dominik Schneider mit bislang 12 Kinderarztpraxen der Stadt, insgesamt 20 Kinderärzten, verbindet. „Begonnen haben wir das Projekt mit unseren wichtigsten Einweisern“, sagt Prof. Schneider: „Wenn die Eltern zustimmen, und das tun die Allermeisten, weil sie den Nutzen sehen, legen wir bei der stationären Aufnahme für unsere kleinen Patienten eine FallAkte an. Spätestens am Entlassungstag wird der Entlassbrief aus dem Kliniksystem eingestellt, und der weiterbehandelnde Kinderarzt erhält automatisch eine Mailnachricht.“
Nicht nur für Patienten mit akuten Infektionen liegen die Vorteile auf der Hand: Die Dortmunder Kinderklinik betreut auch junge Patienten mit Krebs und mit schweren neurologischen Erkrankungen. Ein weiterer Schwerpunkt sind extreme Frühchen: Rund 130 bis 140 Babys kommen hier jedes Jahr weit vor dem errechneten Geburtstermin und mit einem sehr niedrigen Geburtsgewicht unter 1500 Gramm zur Welt. Sie benötigen eine intensive medizinische Betreuung bis weit ins Grundschulalter hinein; Klinikaufenthalte und Besuche an den Spezialambulanzen der Klinik sind mit der Betreuung durch den niedergelassenen Kinderarzt eng verzahnt.
Das Dortmunder EFA-Netz ist bewusst so gestaltet, dass die niedergelassenen Ärzte möglichst wenig Zusatzaufwand damit haben: „Wenn neue Dokumente für einen ihrer Patienten vorliegen, erhalten sie automatisch eine Mail mit Link zum Webbrowser. Ein bis zwei Mal am Tag können sie sich via VPN-Verbindung einloggen und sehen sämtliche Dokumente, für die sie als Mitbehandler zugriffsberechtigt sind. Die können sie gesammelt abrufen und in ihre eigenen Falldokumentationen übernehmen“, schildert Thomas Prumbaum, EDV-Leiter am Dortmunder Klinikum, das Prinzip. Neben den Entlassbriefen können auch Röntgenbilder und andere Befunddaten aus der Klinik eingestellt werden, sogar ein einrichtungsübergreifendes Teleboard sei im System angelegt.
Das Interesse an dem Kinderärzte-Netz ist groß; die Dortmunder Kinderklinik hat selbst Anfragen aus benachbarten Gemeinden bekommen. Nicht nur darum sollen perspektivisch weitere Partner hinzukommen: „Der elektronische Informationsfluss hat sich bewährt“, sagt Prof. Schneider. „Als nächstes wollen wir auch unsere ambulante Notaufnahme integrieren.“ Dann kann eine in der Notambulanz begonnene Behandlung durch den niedergelassenen Kinderarzt nahtlos fortgesetzt werden. Selbst für jene Patienten, denen ein einmaliger Arztkontakt reicht, findet Prof. Schneider die FallAkte sinnvoll: „Manche gehen erst Wochen oder Monate später wieder in die Praxis, dann ist das Papier aus der Klinik oft verschwunden oder vergessen. Für den Kinderarzt ist es aber wichtig zu wissen, ob ein Kind einmal im Jahr eine Mittelohrentzündung hat oder fünfmal, oder ob es sich häufiger als normal beim Spielen verletzt.“
Bislang stammen die EFA-Dokumente ausschließlich aus der Klinik. Diese Einbahnstraße sei der Situation im deutschen Gesundheitswesen geschuldet, sagt Prumbaum: „Eine EFA-Plattform in ein Klinik-IT-System zu integrieren, ist gar nicht das Thema. Dafür gibt es mittlerweile fertige Lösungen. Aber die Softwaresysteme, die in den Arztpraxen genutzt werden, sind sehr heterogen. Eine EFA-Nutzung oder gar eine tiefe Integration mit Übernahme strukturierter Daten, wird bislang so gut wie nicht unterstützt. Die PDF-Dokumente sind derzeit die praktikabelste Variante.“ Als „Datenautobahn“ für ihre Fallakten nutzen die Dortmunder Kinderärzte das KV-SafeNet, die sichere Verbindung der Kassenärztlichen Vereinigungen. Wenn die Telematik-Infrastruktur in Betrieb geht, kann der EFA-Dienst problemlos auf diese wechseln, von der gematik ist er als externer Mehrwertdienst bereits seit Jahren anerkannt.
Die Dortmunder Kinderklinik in Zahlen:
- ca. 6.000 stationäre Patienten pro Jahr,
davon 50-60 mit Krebs-Neuerkrankungen und
130 extrem Frühgeborene - ca. 6.000 Patienten pro Jahr in den Spezialambulanzen
- 12.000 Patientenkontakte pro Jahr in der Notfallambulanz
Das EFA-Netz der Dortmunder Kinderärzte:
- 1 Klinik, 12 Kinderarztpraxen mit 20 niedergelassenen Kinderärzten
- Technische Infrastruktur:
FallAkte Plus (Healthcare IT Solutions GmbH, Aachen), KV-SafeNet - Rund 200-300 FallAkten pro Monat angelegt
Inhalt: elektronischer Entlassbrief, teilweise um weitere Dokumente ergänzt, Teleboard möglich - EFA-Nutzung in weiteren Fachrichtungen geplant
Stand: Dezember 2015
Kontakt:
Prof. Dr. med. Dominik Schneider, Klinikdirektor
Klinik für Kinder- und Jugendmedizin,
Städtisches Klinikum Dortmund gGmbH
Beurhausstraße 40
44137 Dortmund
Telefon: 0231 953-21700